Digitale Medien sind in aller Munde. Oft beklagen Lehrkräfte, dass sie „dafür nicht auch noch Zeit haben“. Dabei ist das Arbeiten mit digitalen Medien letztlich sogar viel leichter, es fehlen manchmal nur praxisnahe Tipps und Beispiele.
Eine wirklich tolle Möglichkeit auf ganz einfache Art und Weise digitale Medien im Unterricht, vor allem auch ohne umfangreiche technische Ausstattung, zu nutzen, sind sogenannte QR-Codes. Die kleinen schwarz-weißen Quadrate sind wirkliche Alleskönner: Man kann mit ihnen Bilder oder Texte verlinken, kürzere Texte darstellen und vieles mehr. Damit die Schüler darauf zugreifen können, benötigen sie lediglich ihr Smartphone mit Internetzugang.
Im Folgenden möchte ich daher die vielseitigen Möglichkeiten zum Erstellen der QR-Codes präsentieren, einige Beispiele aus meiner Unterrichtspraxis zeigen und auf Tipps und Tricks eingehen, mit denen man so manche Hürde umgehen kann.
Was sind QR-Codes?
„QR“ steht für „Quick Response“, also eine „schnelle Antwort“, die man von den Codes erhält. Es sind nämlicj zweidimensionale Barcodes, in die verschiedenste Informationen eingebettet werden können. Das Beste daran: Sie sind lizenz- und kostenfrei und können auf vielfältige Weise erstellt werden.
Wie kann man QR-Codes “lesen”?
Auf dem Smartphone muss dafür eine App installiert sein, die den Code verarbeiten, sprich lesen, kann. Dies ist (noch) nicht über die normale Kamerafunktion möglich. Die meisten Apps dafür sind aber kostenlos und für alle Betriebssysteme verfügbar. Hier ist meine kleine Auswahl:
- NeoReader
- Barcoo
- Snapchat (besonders interessant, weil die meisten Schüler das bereits installiert haben!)
- i-nigma
Wie kann ich QR-Codes erstellen?
Auch für die Erstellung von QR-Codes gibt es mittlerweile sehr viele, kostenlose Angebote. Meine Favoriten sind:
- goqr.me (browsergestützt)
- the-qrcode-generator.com (browsergestützt)
- snap.vu (browsergestützt)
- beqrious.com/qr-code-generator/ (browsergestützt)
- i-nigma.com/downloadi-nigmareader.html (App)
Die Seiten bzw. Apps sind recht intuitiv gestaltet. Bei goqr.me wählt man zuerst aus, was man verlinken möchte, gibt dann z.B. die Website oder den Text ein und erhält in Echtzeit den QR-Code auf der rechten Seite. Diesen kann man dann als Bilddatei (jpg oder png) herunterladen und z.B. auf ein Arbeitsblatt einfügen:
Wofür kann ich QR-Codes im Unterricht einsetzen?
Eigentlich könnte ich in fast jeder Unterrichtsstunde und für fast jede Phase einen QR-Code nutzen. Ich habe so nämlich eine sehr einfache Möglichkeit weiterführendes Material zugänglich zu machen, was sich auch gut zur Binnendifferenzierung anbietet.
Die am meisten genutzte Variante ist die Verlinkung von Webseiten:
Die meisten Lehrkräfte haben an ihren Schulen überwiegend Kopierer zur Verfügung, die schwarz-weiß drucken, genau wie ich auch. Manchmal braucht man aber eben eine Karte, Grafik, Bild o.ä. in Farbe. Eine einfache Möglichkeit auch ohne Farbdrucker bietet da der QR-Code, indem ich das Bild o.ä., das online zur Benutzung angeboten wird, verlinke. Den Code ziehe ich aus meinem Download-Ordner (wie im obigen Video gezeigt) einfach auf das Arbeitsblatt, wo ich ihn haben möchte. Es reicht sogar schon eine recht geringe Größe (siehe Bild) zum Scannen.
Wenn ich weiterführendes Material, wie im Beispiel oben, zur Verfügung stellen möchte, setze ich den Code ebenfalls daneben. Dies können weitere Aufgaben für schnelle Schüler, eine Hilfestellung oder ein Tipp sein. Ich habe sogar vor Kurzem ein komplettes Stationenlernen in Latein mit QR-Codes versehen, was die Schüler motiviert hat:
Mit QR-Codes, Spielen & @LearningAppsorg „aufgepimptes“ Stationenlernen in #Latein zu einem etwas schwierigeren Thema (Abl abs). Läuft gut 😎 pic.twitter.com/3ii19DGNDs
— Nina Toller (@ninatoller) 3. März 2017
Außerdem nutze ich die Codes gern zur Überprüfung von kleineren Aufgaben. Dazu reicht es mir einen kurzen Text (bei den meisten Seiten bis zu 300 Wörter) einzugeben. Die Schüler scannen den Code, sobald sie fertig sind und können so individueller und in ihrem eigenen Tempo die Aufgaben bearbeiten und vergleichen.
Einen weiteren interessanten Vorteil bekomme ich, wenn ich mit den Codes analoge Materialien “digitalisiere” und so analoge und digitale Elemente verbinde. Für Projekte oder als Ergebnis von Gruppenarbeiten haben sich Plakate bewährt. Jedoch ist der Platz auf dem Plakat und die Art und Weise der dargestellten Informationen begrenzt. Hier können QR-Codes helfen und weiteres Material, wie z.B. Videos oder Fotos, zugänglich machen:
So könnte man auch, natürlich mit Erlaubnis, Schülerarbeiten online verfügbar machen, indem man das Plakat von den Schülern “einsprechen” lässt, in der Schule aufhängt und andere Mitschüler oder auch Eltern sich das Referat anhören können. Die neueste Idee ist, QR-Codes bei der Korrektur von Klassenarbeiten zu nutzen und Schülern so mögliche Übungen anzubieten.
Welche Hürden gibt es bei dem Einsatz von QR-Codes?
Die größte Hürde, die man bei den QR-Codes überwinden muss, ist der eventuell fehlende Internetzugang. Die wenigsten Schulen haben WLAN zur Verfügung, sodass man entweder auf das Datenvolumen der Schüler vertrauen oder auf seine eigenen mobilen Daten – auf eigene Kosten – als Hotspot zurückgreifen muss. Wenn man (textlastige) Webseiten verlinkt, wird nicht viel Datenmenge verbraucht, das kann man meist problemlos machen. Schwierig wird es, wenn ein Video geschaut werden soll. Da sollte man eine WLAN-Lösung finden.
Ein kleines Problem verursacht manchmal Snapchat, wenn man darauf als einzige Scanmöglichkeit vertraut. Zwar liest die App fast jeden QR-Code, bleibt aber dann in der Snapchat-Umgebung. Man sieht zwar die Webseite, kann aber schlechter scrollen oder vergrößern. Daher sollte man die Schüler bitten, eine geeignete App, wie den NeoReader, herunterzuladen – vor allem, wenn man die Codes öfter einsetzen will.
Fazit – QR-Codes im Unterricht
Wie man sieht, sind QR-Codes keine Zauberei und keineswegs nur für technisch versierte Nerds geeignet. Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielseitig, während das Erstellen der Codes im Handumdrehen klappt. Sie werden nicht die digitale Revolution auslösen, sind aber gerade für “digitale Einsteiger” eine tolle Möglichkeit die ersten digitalen Gehversuche zu wagen.
Ein Beitrag von Nina Toller, Lehrerin für die Fächer Englisch, Geschichte und Latein an einem Duisburger Gymnasium. Darüber hinaus gibt sie dem Kollegium Workshops für den Umgang mit Smartboards. Ihre Unterrichtsideen und Materialien veröffentlicht sie regelmäßig auf www.tollerunterricht.com, bei Twitter (@ninatoller) und bei Facebook.